Kraft tanken in der Stille des Logenplatzes
Ich bin einfach gern hier heroben. Durch den Wald auf schattigem Boden, immer den Blick hinauf gerichtet. Hinauf zum höchsten Punkt am Kopfberg. Dort, wo die aus Zirbenholz geschnitzte Ortspatronin von Annaberg, die Hl. Anna, auf einem wahren Logenplatz thront. Geschnitzt wurde sie von Ernst Adelsberger, einem bekannten Künstler aus Waidhofen/Ybbs. Einmal im Jahr wird rund um den Namenstag der Hl. Anna, am 26. Juli, ihr zu Ehren hier heroben eine Andacht gefeiert. Begleitet mich doch am Weg hinauf und zur Andacht!
Heufiguren und Gaudi-Golf
Der Weg hinauf zum Kraft-Logenplatz beginnt direkt im Zentrum von Annaberg. Über den HeuART-Weg gelangt man das erste Stück hinauf. Diese gut begehbare Forststraße beherbergt die Heufiguren, die für den alljährlich im Lammertal durchgeführten HeuART-Korso gefertigt werden. Nach dem Umzug der Heufiguren sind sie noch einige Zeit überall im Ort zu sehen, bevor sie hier in den ruhigen Wald unter das schützende Blätterdach des Waldes übersiedeln. LUAN – die Heuraupe ist am Wegrand ebenso zu finden, wie die lustigen Trickfiguren aus dem Animationshit „Madagascar“ oder ein „Schnapsteufelchen“ am Baum und das Dachsteinweiberl, eine alte Sagenfigur aus der Region.
Auf dem letzten Abschnitt durch den Wald gibt es wieder etwas Besonders zu entdecken: Hier kann Gaudi-Golf gespielt werden! Gaudi Golf ist dem Minigolf nachempfunden, nur fließt hier in den Figuren das bäuerliche und alpine Ambiente der Umgebung mit ein. In liebevoller Arbeit haben die Verantwortlichen des Tourismusverbandes die Stationen selber entworfen und gebaut. Der Beginn ist dort, wo sich Fuchs und Hase „Guten Tag“ sagen. Der Parcours ist leicht begehbar und kann in mehreren Varianten gespielt werden. Beim Salzburger Dolomitenhof gibt es Schläger, Ball und Score-Card.
200 Stufen zum Logenplatz im Wald
Kurz vor der Jausenstation Harreit zweigt mein Weg nun links ab. Auf dem Waldboden lässt es sich wunderbar gehen und schon bald sehe ich die Bergstation der Kopfbergbahn, die im Winter die Skifahrer direkt vom Ort Annaberg in die Skiregion Dachstein-West bringt. Nach der Station wartet noch ein „härterer Brocken“ auf mich: Jetzt geht es 200 Stufen „himmelwärts“. Dieser Teilabschnitt des Weges wird auch „Bauch-Beine-Po-Weg“ genannt. Probiert es aus, dann wisst ihr, warum! Stufe um Stufe erklimme ich den Gipfel des Kopfberges.
Das Wegstück ist zwar anspruchsvoll, aber nicht allzu lange. Schon sehe ich das Dach der kleinen Kapelle, die unser Wanderwegbetreuer gebaut hat. Günther musste jedes einzelne Brett, jeden Nagel und sein Werkzeug hier heraufschleppen, um der Heiligen ein schönes Dach zu zimmern. Geworden ist daraus beinahe eine kleine Waldkapelle. Um den Zement für das Fundament zu mischen, stellte er oben einen Behälter auf, mit einem Regenschirm fasste er das Wasser! So brauchte er wenigstens das nicht zu tragen. Auch seine Frau Erika unterstütze ihn tatkräftig!
Das Gesicht der Anna
Oben angekommen muss ich erst einmal durchschnaufen. Aber der Anblick der geschnitzten Statue ist mir die Anstrengung jedesmal wieder wert! Der Schnitzer hat sein Handwerk verstanden, gütig und liebevoll sieht Anna auf die Wanderer, die sich zu ihr herauf bemühen. Ernst Adelsberger hat uns bei der Einweihung verraten, dass er als Vorlage das Gesicht seiner Frau genommen hat. Ein schöneres Kompliment gibt es wohl kaum!
Die Andacht im Wald
Allmählich trudeln auch die anderen Pilger ein. Der Männerchor Annaberg lässt es sich nicht nehmen, jedes Jahr die Andacht musikalisch zu gestalten. Wunderschön, hier zu stehen, mitten im Wald, die Sonnenstrahlen fallen durch das Blätterdach und die Vögel begleiten uns zwitschernd bei den Liedern, die wir gemeinsam singen. So geerdet tankt man Kraft für den Alltag.
Nach der Andacht ist es ein Muss, bei der Harreit Resi einzukehren. Nicht nur die Grillspezialitäten sind es wert, vorbeizuschauen, Resi hat für jeden ein paar nette Worte – und einen guten Schnaps parat! Vor ihrem Haus lasse ich den Blick und die Gedanken zu den umliegenden Bergen schweifen, bevor ich wieder ganz zu mir zurück komme und mich gestärkt ins Tal begebe.
Braucht ihr auch manchmal eine kleine Auszeit? Wollt ihr einmal einfach in eure Gedanken versunken eine kleine Weile abschalten? Macht euch auf den Weg – der Logenplatz am Kopfberg bringt nicht unbedingt Aussicht, aber Einsicht und das ist in einer hektischen Welt ab und zu genauso viel wert!